Gold und Edelsteine, Banknoten und edle Geschmeide – sie alle sollten auf keinen Fall in der Schublade daheim liegen, sondern sicher verwahrt sein – bestenfalls ein einem Tresor. Auch heute noch ist der Klassiker der Freund aller, die etwas sicher wegschließen möchten.

 

Ein Stethoskop, ein wenig Dynamit und krawumm! Auf ist der Safe. „Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert!“ Nur sieht die Realität ganz anders aus, als hier in der Szene mit Ganoven-Chef Egon aus der Olsenbande. Es sind eher Brecheisen und Eisenstange sowie eine gehörige Portion rohe Gewalt mit denen Täter auch heute noch vorgehen, wenn sie bei einem Einbruch auf einen Tresor stoßen, erklärt Georg von Strünck vom Landeskriminalamt Berlin. Der auf technische Prävention und Einbruchschutz spezialisierte Erste Hauptkommissar rät schon deswegen dazu, es den Einbrechern so schwer wie möglich zu machen, überhaupt in die Wohnung zu kommen: „Es hilft mir ja kein Tresor, wenn die Wohnungstür offen steht.“

 

Einen Tresor daheim braucht natürlich nicht jeder. Aber spätestens wer eine Sammlung hochwertiger Uhren, geerbten Schmuck oder wichtige Dokumente zu Hause aufbewahren möchte, sollte über eine entsprechende Anschaffung nachdenken. Bargeld und Gold seien außerdem zur Zeit wahre Renner, die den Umsatz mit Tresoren steigerten, verrät der Polizeikommissar.

 

Das Gesamtkonzept zählt

Über gestiegene Umsätze mit Wertschutzschränken und Einbruchssicherungen freut sich auch Peter Gräf. Er führt in Berlin ein entsprechend spezialisiertes Unternehmen. Auch er rät dringend dazu, sich nicht nur auf den Tresor zu verlassen. Wer Wertgegenstände zu Hause lagert, sollte beim Einbruchsschutz beginnen. Dazu gehören sichere Türen und Schlösser und zusätzlich Warn- und Meldeanlagen. Wo der Tresor stehen soll, da sind sich die beiden Fachleute uneins. Polizist von Strünck rät, den Tresor gut zu verstecken: „Das ist eine gute Sache, damit Zufallsgäste wie Handwerker gar nicht erst sehen, dass hier etwas Wertvolles geschützt wird.“ Peter Gräf hingegen argumentiert, ein Safe, der klar erkennbar sei, der lenke eventuelle Einbrecher davon ab, die Wohnung umzukrempeln und dabei größeren Schaden zu hinterlassen. „Sie sind damit einfach beschäftigt,“ sagt Peter Gräf, „Das ist psychologisch begründet. So ein Tresor, der zieht natürlich magisch an.“

 

Bei der Wahl des Tresors stehen Kunden vor der Wahl, einen klassischen analogen Schrank mit Schloss und Schlüssel beziehungsweise Zahlenschloss zu kaufen oder zu einem moderneren Gerät mit digitalem Schutz zu greifen. Die gänzlich analogen Modelle jedoch werden von den Experten mittlerweile als nicht mehr sicher genug eingestuft. Außerdem führe ein fehlender Schlüssel schnell dazu, dass Diebe auf der Suche danach großen Schaden in der Wohnung anrichteten. Wenn es allerdings nur darum gehe, so Georg von Strünck, Dokumente vor Beschädigung und Feuer zu schützen, dann solle der Besitzer den Schlüssel einfach stecken lassen: „So erkennen Einbrecher sofort, da sind nur Unterlagen drin und machen den Safe wieder zu.“

 

Die Modelle mit digitalem Schutz verwenden einen Zahlencode oder biometrische Identifizierung via Fingerabdruck. Den besten Schutz liefern die Tresore, die beides kombinieren, so dass der Besitzer sich erst per Fingerabdruck identifiziert und anschließend noch einen Zahlencode eingeben muss. Darüberhinaus gebe es auch Modelle, die an eine Alarmanlage gekoppelt werden könnten. Relativ neu sind Tresore, die per Funk und Smartphone-App den Inhalt preisgeben. Ein so zu öffnender Safe sei allerdings nur so lange sicher, bis die Technik geknackt sei, so Peter Gräf: „So lange das keiner geschafft hat zu hacken, ist das sicher. Aber die Einbrecher werden auch immer affiner in diesem Bereich. Ich würde da drauf eher verzichten.“ Pin und Fingerabdruck hingegen gelten als ziemlich sicher, da die Module fest eingebaut sind und so von außen technisch nicht erreichbar.

 

Garantiert geschützt

Was als sicher gilt und was nicht, legt unter anderem der VDS fest. Es gelten die Normen EN 14450 – sie spezifiziert Sicherheitsschränke – und EN 1143-1 für Wertschutzschränke. Welcher Norm ein Tresor genügt, verrät absolut sicher nur die im Inneren angebrachte Plakette. Den geringsten Schutz bieten die Sicherheitsstufen „S1“ und „S2“. Von einem Tresor sprechen Fachleute ab der Klasse „0“, die bereits höheren Schutz verspricht und auch von Versicherungen akzeptiert wird. Da Tresore dieser Klasse mit wenigen Zentnern allerdings vergleichsweise leicht sind, müssen sie dringend fachmännisch an Wänden oder Böden verankert werden. Mit jeder weiteren Schutzstufe bis Klasse „9“ steigt der Aufwand und damit auch die Zeit einen Tresor zu knacken. Während ein Safe der Klasse 0 noch in Minuten bis Stunden offen ist, beschäftigen höherklassige Schränke die Kriminellen Tage und Wochen. Von nicht zertifizierten Schränken raten der Polizist wie auch der Unternehmer dringend ab. Zu leicht zu knacken seien solche Exemplare, weswegen auch Versicherung dann im Schadensfall die Regulierung des Schadens ablehnen würden.

 

Nach dem Kauf eines Tresors ist die Verankerung wichtig. Polizist von Strünck erzählt: „Kleinere Tresore werden einfach mitgenommen.“ Wer den Inhalt versichern möchte, sollte die Verankerung Fachleuten überlassen. Vor allem in Wohnungen ist wichtig, sich Gedanken über die Statik zu machen. Denn schnell überschreitet ein Tresor die zulässige Belastung des Bodens – im Zweifel mit fatalen Folgen.

 

Schutz auslagern

Ob man seine Wertgegenstände unbedingt zu Hause aufbewahren will, sollten sich jene fragen, die nicht regelmäßig an die guten Stücke heran müssen. Banken sagen: Besser nicht zu Hause. Julia Topar vom Bankenverband rät dazu, einen Mini-Banktresor zu mieten. Das als Bankschließfach bekannte Kästchen koste auch nicht die Welt. Die kleinsten Fächer in Größe eines Aktenordners gehen bei rund 30 Euro im Jahr los, so man eins trotz zur Zeit langer Warteliste bekommt. Dafür gibt es dann extrem hohe Sicherheit mit dicken Wänden und Türen aus Panzerstahl, wie man sie zu Hause selbst kaum hinbekommen würde. Versichert sind eingelagerten Wertsachen allerdings nicht. Wer Angst hat, dass doch jemand in den Tresorraum einsteigt und die Fächer leert, dem rät Julia Topar: „Man kann das Ganze zusätzlich versichern mit einer sogenannte Bankfachinhaltsversicherung. Die ist oft bei der Hausratversicherung dabei.“ Wenn nicht, helfen die Banken bei der Vermittlung weiter. Für diese Versicherungen allerdings muss der Inhalt des gemieteten Faches detailliert dokumentiert werden.

 

Und wer raubt heute Tresore aus? Aus der Praxis berichtet Georg von Strünck, dass es vor allem Einbrecher seien. Kriminelle mit Laptop oder Smartphone seien eher die Ausnahme. Noch immer sei das Brecheisen das Werkzeug der Wahl: „Das Stethoskop ist eher Egon Olsen,“ so von Strünck. Mit dem Stahl werde dann der Tresor vor Ort geknackt oder es werde versucht, den Schrank mit roher Gewalt aus seiner Verankerung zu reißen. Wo es Kriminelle auf gewerblichen Bereich abgesehen hätten, da komme dann auch schon mal die „Flex“, also ein Trennschleifer zum Einsatz. Wie man sich schützen kann und es den Einbrechern so schwer wie möglich macht, dazu berät bundesweit Polizei und Fachhandel.

 

Autor Jan Rähm für das SAFE HOME Magazin