Foto: Masaki Okumura und Marion Leflour/Netatmo

… was du nicht siehst. Und das sind für Überwachungssysteme nicht nur Einbrecher. Wir stellen fünf besonders clevere Lösungen vor, die Alarme, Geräusche und sogar Gesichter erkennen.

Von Andreas Frank

Weniger als 30 Euro – so viel kostet heute teilweise das Versprechen, das Zuhause immer und überall überwachen zu können. Doch wenn es darauf ankommt, helfen solch günstige Überwachungskameras nur bedingt weiter. Die Bildqualität reicht einfach nicht aus, den Einbrecher zu erkennen oder noch schlimmer: wenn die Kamera im entscheidenden Moment nicht die Aufnahme startet und den Bewohnern nicht Bescheid gibt.
Bei günstigen Kameras ebenfalls ein Problem: Sie produzieren zum Teil Fehlalarme. Und zwar so viele, dass die Bewohner im Ernstfall, nicht mehr reagieren.
Wer Sicherheit will, der sollte mehr Geld investieren. Dann kann auch das hochauflösende Bild der Überwachungskamera der Polizei dabei helfen, den Eindringling zu fassen. Und bei einem Einbruch werden die Bewohner sofort per App oder E-Mail informiert, damit sie die notwendigen Maßnahmen einleiten können.
Mittlerweile müssen Sie auch kein Vermögen mehr für eine zuverlässige Überwachungslösung ausgeben. Das breite Ange- bot reicht von einzelnen Videokameras bis hin zu kompletten Überwachungsanlagen. Doch welche Lösung ist die richtige? „Für Einsteiger und Privatanwender sind Komplettsysteme sehr gut geeignet“, erklärt Thomas Rohlfs, Produktmanager beim Versandhändler ELV. „Die Komponenten sind aufeinander abgestimmt und in der Regel schnell und einfach zu installieren.“ (siehe auch Interview am Ende des Artikels).

 

Foto: ABUS

 

Zuverlässige Analogtechnik
Eine Reihe solcher Komplettsysteme bietet zum Beispiel ABUS an. Den besonders einfachen und kostengünstigen Einstieg erlauben die Pakete rund um die Analog HD Digitalrekorder TVVR33004 (Einzelpreis ca. 230 Euro) und TVVR33008 (Einzelpreis ca. 430 Euro), die sich mit bis zu 4 bzw.
8 Analog-Kameras verbinden lassen. ABUS überlässt es dem Käufer, welche der vier Analog-HD-Kameras (ab ca. 120 Euro) der Nutzer einsetzen will. Da die Digitalrekorder ohne Festplatte ausgeliefert werden, hat der Nutzer auch beim Speicherplatz die freie Wahl.
Der Transport der analogen Bildsignale von den Kameras zu dem Rekorder erfolgt per Kabel. Das hat den Vorteil, dass die Video-signale das Heimnetz nicht zusätzlich belasten im Gegensatz zu IP-Kameras. Durch die Kabelverbindung ist die Übertragung außerdem äußerst störsicher. Dafür ist das Installieren durch das Verlegen der Kabel aufwendiger als mit Funk-Systemen.
Die Inbetriebnahme dürfte auch für Einsteiger kein Problem darstellen: Festplatte einbauen, Rekorder mit den Kameras per Kabel verbinden und den Rekorder an den Internet-Router anschließen. Wenn Sie nun den Bildausgang des Rekorders mit einem Fernseher oder Monitor verbinden, können Sie den Rekorder über das angezeigte Konfigurationsmenü auf dem Monitor und einer angeschlossenen Maus einrichten. Oder Sie nutzen zur Konfiguration einen Computer, der sich über das Heimnetz mit dem Rekorder verbindet.
Beim Einrichten können Sie zum Beispiel entscheiden, wann aufgenommen werden soll: bei einer Bewegung, zu bestimmten Zeiten oder ständig. Die Aufnahmen kann der Rekorder digital mit 1080p-Auflösung und 12 Bildern pro Sekunde speichern. Die Aufnahmequalität reicht damit auch aus, um die Polizei beim Identifizieren der Einbrecher zu unterstützen. Zu den Rekordern gehört auch eine App. Mit ihr können Sie per Smartphone auf das Live-Bild der Kameras und die digitalen Aufzeichnungen zugreifen. Das funktioniert selbst von unterwegs.
So einfach analoge Überwachungssysteme auch in Betrieb zu nehmen sind, mit der Bildqualität einer voll-digitalen Lösung können sie nicht mithalten – vor allem, wenn die Digitalsysteme Full-HD-Qualität liefern mit einer Auflösung von 1920 x 1080 Bildpunkten (1080p) und Bildwiederholraten mit 25 Bildern pro Sekunde oder mehr erlauben.

 

Bild: Somfy

 

Digitalkameras für scharfe Bilder
Full-HD-Auflösung erlaubt das Funk-Kamerasystem KS200 HD von ELV zwar nicht, dafür hat es einen besonders attraktiven Preis von rund 200 Euro. Das System besteht aus einem Empfänger mit Rekorder und Display sowie einer wetterfesten Kamera. Beide nehmen per Funk zueinander Kontakt auf.
Da die Komponenten aufeinander abgestimmt sind, sollten auch hier bei der Installation keine Probleme auftreten. Die Konfiguration kann der Nutzer einfach über das Display des Empfängers vornehmen und so zum Beispiel bestimmen, ob die Aufnahme nur bei einer Bewegung, zu bestimmten Zeiten oder immer laufen soll. Die Aufnahmen landen dabei auf einer SD-Karte im Empfänger, die nicht im Lieferumfang enthalten ist. Dank des integrierten Akkus funktioniert die Aufnahme auch, wenn der Strom ausfällt.
Von der Kamera erhält der Empfänger ein Bild mit maximal 1280 x 720 Bildpunkten inklusive Ton. Um auch bei Dunkelheit brauchbare Bilder zu schicken, besitzt die Kamera Infrarotscheinwerfer. Falls einem die eine Kamera nicht reichen sollte, lassen sich drei weitere mit dem Empfänger verbinden.
Für den Zugriff auf das Kamerabild von unterwegs bietet ELV ebenfalls eine App für Mobilgeräte an. Sie informiert einen auch, wenn die Kamera eine Bewegung erkennt.

Clevere Netzwerkkameras
Bei Überwachungslösungen geht heute generell nichts mehr ohne App. Bei Netzwerkkameras werden sie sogar häufig zur zentralen Anlaufstelle für alles, von der Einrichtung bis zur Wiedergabe der Live-Streams. Und diese Apps machen es dem Nutzer oft auch sehr einfach, die Kameras einzurichten, da sie Schritt für Schritt durch die Installation führen. Die noch größte Hürde, die es dabei zu meistern gilt: Die Kamera mit dem WLAN zu verbinden, obwohl auch dabei die Apps sehr gut weiterhelfen. Wer die Kamera per Netzwerkkabel mit dem Router verbindet, geht selbst dem aus dem Weg.
Bei Netzwerk-Kameras landen die Aufnahmen in aller Regel auf einem Speicher in der Kamera, einem lokalen Netzwerk-Speicher (z. B. NAS-System) oder in der Cloud. Eine solche Netzwerk-Kamera ist zum Beispiel Netatmo Welcome für ca. 200 Euro. Gegenüber anderen Kameras zeichnet sie sich dadurch aus, dass sie Gesichter erkennen kann. So können Sie sich zum Beispiel benachrichtigen lassen, wenn Ihr Kind nach Hause kommt. Genauso werden Sie bei einem unbekannten Gesicht informiert, bei dem es sich vielleicht um einen Einbrecher handelt. Das funktioniert selbst bei Dunkelheit.
Die Full-HD-Kamera wird bereits mit einer SD-Karte ausgeliefert, die in der Kamera steckt und worauf die Aufnahmen gespeichert werden. Das bieten den Vorteil, dass bei der Welcome keine laufenden Kosten anfallen. Das ist bei einigen Netzwerkkameras der Fall, die es nur erlauben, Aufnahmen in der Cloud zu speichern. Wenn die Aufnahmen nur lokal auf der Kamera abgelegt werden, birgt das jedoch die Gefahr, dass der Einbrecher einfach die Kamera mitnimmt und damit auch die Aufnahmen. Aus diesem Grund bietet Netatmo die Option an, die Aufnahmen zusätzlich auf einem FTP-Server oder in der Cloud bei Dropbox zu speichern. Ein cleveres Feature ist auch, dass Welcome über das integrierte Mikrofon Rauch-, Kohlenmonoxid- oder Sicherheitsalarme erkennen kann. So werden Sie auch in diesem Fall über das Smartphone benachrichtigt.

 

Bild: Rademacher

 

Die Kamera als Alarmanlage
Bereits ein kleines Sicherheitssystem ist Somfy One (ca. 250 Euro). Somfy One besitzt außer einer Full-HD-Kamera mit Nachtsichtfunktion auch eine Sirene, die bei einer Bewegung zu heulen beginnt. Unter Umständen ergreift der Einbrecher durch den Lärm bereits die Flucht. Zusätzlich werden die Bewohner im Alarmfall per App, E-Mail oder SMS benachrichtigt. Wie Netatmo Welcome kann Somfy One über das integrierte Mikrofon auch Feueralarme erkennen. Bei aktivierter Überwachung zeichnet die Kamera bei einer Bewegung ein 10-sekündiges Video in der Cloud auf. Wer außerdem auf den Videoverlauf von einem Tag zugreifen will, muss 4,99 Euro im Monat zahlen. Für 9,99 Euro pro Monat gibt es zusätzlich einen Vor-Ort-Service, der sich im Notfall um die Erstsicherung kümmern kann. Wie viele andere Kameras besitzt auch Somfy One einen Privatmodus, in dem die Kamera nicht aufzeichnet. Somfy One geht jedoch noch weiter. Hier fährt sogar eine Blende vor die Kamera, sodass man sich ganz sicher sein kann, dass nichts aufgenommen wird.
Um die Kamera zu einem kompletten Sicherheitssystem aufzurüsten, gibt es Öffnungs- und Bewegungsmelder, Kamera, Sirene und Fernbedienung. Somfy One+ (ca. 400 Euro) enthält bereits einen Öffnungssensor und eine Fernbedienung. Außerdem ist die Kamera mit Notfall-Akku und lokalem Speicher ausgestattet, sodass die Aufzeichnung ebenfalls bei Strom- und Internetausfall funktioniert. Wer sein Sicherheitssystem später zu einem kompletten SmartHome-System ausweiten will, kann Somfy One auch in Somfys SmartHome-System TaHoma Premium integrieren.

Videoüberwachung fürs SmartHome
Wenn Sie bereits ein SmartHome-System besitzen, können Sie es häufig auch mit einer Videoüberwachungslösung ergänzen. Die geht zum Beispiel bei Telekom Magenta SmartHome, innogy SmartHome oder Rademacher HomePilot. Beim Rademacher HomePilot hat man etwa die Wahl zwischen je einer Netzwerkkamera für den Innen- und Außenbereich, die beide HD-Qualität liefern. Bei einer Bewegung oder einem Geräusch sind die Kameras in der Lage, ein Foto zu schießen oder die Video-Aufnahmen zu starten. Die Aufnahmen können zum Beispiel auf einem FTP-Server, einer Festplatte oder bei der Innenkamera auf einer SD-Speicherkarte landen. Gleichzeitig können Sie sich im Alarmfall per E-Mail informieren lassen, sodass Sie sofort nachsehen können, was zu Hause los ist. Durch die Infrarot-LEDs an den Kameras klappt das auch bei Dunkelheit.
Dank der Integration in ein SmartHome-System sind die beiden Kameras in der Lage, bei einer Bewegung oder einem Geräusch verschiedene Aktionen auszulösen. Erkennt zum Beispiel die Außen- kamera eine Bewegung, können die Rollläden nach unten fahren, um das Eindringen zu erschweren. Oder bei einer erkannten Bewegung geht automatisch das Licht an, um den Einbrecher zu enttarnen.
So verschieden die individuellen Ansprüche sind, so verschieden sind also auch die erhältlichen Überwachungslösungen. Jetzt müssen Sie nur noch herausfinden, was Sie genau brauchen. Dabei helfen Ihnen unsere Kauftipps in der Infobox.

 

 

Kauftipps für Überwachungs-Systeme
Das sollten Sie beachten:


• Wo wollen Sie die Kamera einsetzen? Im Außenbereich sind wetterfeste Kameras unerlässlich.
• Soll die Kamera auch bei Dunkelheit brauchbare Videos liefern? Dann muss die Kamera einen IR-Scheinwerfer besitzen.
• Ist es Ihnen wichtig, dass feine Details im Bild erkennbar sind? In diesem Fall sollten Sie zu einer Kamera mit möglichst hoher Auflösung und einer Zoom-Funktion greifen.
• Wie groß soll der Bildausschnitt sein? Es gibt besonders weitwinklige Kameras, die einen besonders breiten Bereich abdecken.
• Möchten Sie Bildbereiche aus der Bewegungserkennung ausschließen? Das ist zum Beispiel praktisch, wenn sich bewegende Objekte wie Blätter oder Gardinen im Blickfeld der Kamera befinden und Fehlalarme auslösen könnten.
• Haben Sie Haustiere? Falls ja, ist es hilfreich, wenn das Überwachungssystem die Option bietet, Tiere von der Bewegungserkennung auszuschließen.
• Soll die Kamera eine Gegensprechfunktionen besitzen, damit Sie sich mit einer Person vor der Kamera unterhalten können?
• Benötigen Sie eine spezielle Halterung? Z. B. eine, die drehbar und neigbar ist? Vielleicht wollen Sie sogar eine Kamera mit Motor zum Schwenken.
• Wie wollen Sie Videos aufzeichnen – auf einem Speicher in der Kamera, auf einem Netzwerk-speicher oder in der Cloud?
• Kommen zum Anschaffungspreis der Kamera laufende Kosten? Bei manchen Herstellern kostet die Videoaufzeichnung in der Cloud extra.
• Wollen Sie die Kameras per Funk oder Kabel vernetzen?
• Soll der Fernzugriff per App auf die Kamera möglich sein?
• Wie wollen Sie bei einer erkannten Bewegung informiert werden – per App, E-Mail oder SMS?
• Wollen Sie die Kamera in ein SmartHome-System integrieren, damit bspw. bei einer Bewegung das Licht angeht?

Bild: ELV

 

 

Sicherheitsstandards wie beim Onlinebanking

Unser EXPERTE: Thomas Rohlfs ist Produktmanager für Sicherheitssysteme beim Versandhändler ELV.

Guten Tag, Herr Rohlfs. Welche Art Überwachungssystem ist heute vor allem gefragt?
Das hängt vom Anwendungsfall ab. Möchte man nur die Haus- oder Wohnungstür überwachen, reicht ein einfaches IP-Kamerasystem mit Smartphone-App aus. Soll das gesamte Grundstück rund um die Uhr überwacht werden, inklusive Aufzeichnung und Fernzugriffsmöglichkeit, ist ein System mit einem Digitalrekorder oder Cloudspeicher die richtige Wahl.
Generell sind Komplettsysteme gefragt. Diese sind gerade für Einsteiger und Privatanwender sehr gut geeignet, da die Komponenten aufeinander abgestimmt und in der Regel schnell und einfach zu installieren sind.

Inwieweit sind Lösungen, die mit Analogtechnik arbeiten noch zeitgemäß?
Die Bildqualität ist z. B. bei modernen HD-Systemen wesentlich besser. Ein Vorteil der analogen Systeme ist der günstige Preis. Ein brauchbares Bild, um beispielsweise Personen erkennen zu können, gibt es allerdings nur im Nahbereich vor der Kamera. Es kann jedoch durchaus Anwendungsfälle geben, in denen das vollkommen ausreichend ist, beispielsweise bei der Überwachung von Maschinen oder Produktionsanlagen.

Was bietet mehr Sicherheit — kabelgebundene oder Funk-Überwachungssysteme?
Auch wenn moderne Funk-Überwachungssysteme sehr sicher sind, bieten kabelgebundene Systeme letztendlich die höchste Sicherheit. Diese sind besonders zuverlässig, außerdem sind die Datenübertragungsraten höher, sodass bessere Bildqualitäten und flüssigere Datenströme erreicht werden.

Sind in der Cloud gespeicherte Videos sicher?
Bezüglich der Datensicherheit sollte man vor allem auf die Verschlüsselung des jeweiligen Anbieters achten. Moderne Verschlüsselungssysteme mit AES-Verschlüsselung haben den gleichen Sicherheitsstandard wie Onlinebanking und bieten dementsprechend ein sehr hohes Sicherheitsniveau. Dies findet unter anderem auch bei dem in unserer Firmengruppe entwickelten SmartHome-System Homematic IP Anwendung.
Außerdem setzen wir auf einen Serverstandort in Deutschland und fragen keinerlei private Daten von unseren Kunden ab, um deren Privatsphäre zu schützen.