Die dunkle Jahreszeit gilt als Hochsaison für ungebetene Gäste: Einbrecher schlagen besonders häufig in den Herbst- und Wintermonaten zu. Mit einer Alarmanlage können Hausbesitzer ihr Heim vor Kriminellen schützen.

 

Es ist kurz nach Mitternacht, als die Alarmanlage losgeht. Der Lärm schrillt durchs Haus. Schlaftrunken steigt der Hausbesitzer aus dem Bett. Er will nachsehen, was passiert ist. Zunächst denkt er zwar an einen Fehlalarm. Doch als er seine Garage erreicht, läuft ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken: Die Tür ist aufgebrochen! Der Mann stürzt zum Telefon, wählt die „110“. Später werden die Beamten im Polizeibericht folgendes vermerken: „Offenbar hat das Auslösen der Alarmanlage den oder die Täter vertrieben. Nach ersten Feststellungen wurde nichts gestohlen.“

 

Der hier skizzierte Fall hat sich Anfang August in Gütersloh zugetragen. Er ist aber bloß ein Beispiel für unzählige vergleichbare Vorkommnisse im ganzen Land. Täglich drucken die Zeitungen in Deutschland Überschriften wie „Alarmanlage verschreckt Dieb“ oder „Alarmanlage löst aus: Einbruch verhindert“. Die elektronischen Geräte können also dazu beitragen, dass Einbrecher in die Flucht geschlagen werden. Bestätigt wird dies von der bundesweiten Polizei-Initiative „K-Einbruch“: „Für Einbrecher wird das Risiko entdeckt zu werden, wesentlich erhöht“, heißt es.

 

 

Die richtige Wahl der Sicherheitstechnik

 

Allgemeingültige Empfehlungen dazu, wie eine Immobilie am besten geschützt werden kann, seien schwer zu geben, das betonen nicht nur Polizei-Experten für Einbruchsschutz. Die Wahl der erforderlichen Sicherheitstechnik hänge schließlich immer vom jeweiligen Objekt ab. Das Ziel müsse sein: Einbrecher gar nicht erst ins Haus kommen zu lassen. Kein Weg führe daher vorbei an guten Riegeln für Fenster und Türen.

 

„Mit ausreichend Zeit können Einbrecher jede mechanische Komponente überwinden“, entgegnet der „Bundesverband Sicherheitstechnik“ (BHE). Und eben die Zeit sei der Faktor, der eine entscheidende Rolle spiele: Höchstens zwei bis fünf Minuten lang versuche ein Einbrecher ins Haus zu kommen. Hat er dann keinen Erfolg, ziehe er in der Regel ab. Ihm muss die Arbeit also so schwer wie möglich gemacht werden. Daher raten die Experten des Bundesverbands den Hausbesitzern ergänzend zu einer guten mechanischen Grundsicherung zum Einbau einer Alarmanlage. „Der Verzicht darauf kann teure Folgen haben“, warnt Manfred Endt. Er ist Mitglied des BHE-Vorstands und leitet den Fachausschuss für Einbruchmeldetechnik.

 

Bei der Anschaffung einer Alarmanlage ist einiges zu beachten. Privatleute, da sind sich die Experten einig, sollten sich immer Rat vom Fachmann holen – sei es nun bei den Beratungsstellen der Polizei oder bei qualifizierten Unternehmen der freien Wirtschaft.

 

 

Immer mehr Einbrüche scheitern

 

Eine gute Nachricht: Die Zahl der gescheiterten Einbrüche ist in Deutschland im vergangenen Jahr gestiegen – mehr als ein Drittel aller Vorhaben blieben im Versuchsstadium stecken. Und dennoch hat es bei den Wohnungseinbrüchen in Deutschland zuletzt einen traurigen Rekord gegeben: Fast 170.000 Mal waren Langfinger laut amtlicher Kriminalstatistik im Jahr 2015 aktiv – das bedeutet einen Anstieg um etwa zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

 

Die Folge: Deutschland rüstet auf. Aus Wohnungen werden Festungen. 3,71 Milliarden Euro sind im vergangenen Jahr laut BHE für elektronische Schutzmaßnahmen ausgegeben worden – der Gesamtumsatz der Branche wuchs dabei um 7,8 Prozent. Allein 741 Millionen Euro seien für Einbruchmeldetechnik ausgegeben worden. „Der Privatmarkt kommt in Bewegung. Immer mehr Kunden investieren in die Sicherheit der eigenen vier Wände“, sagt Norbert Schaaf, der Vorstandsvorsitzende des Verbands.

 

 

Verschiedene Arten der Überwachung

 

Grundsätzlich unterschieden wird bei klassischen Alarmanlagen zwischen zwei Arten der Überwachung. Bei der sogenannten „Außenhautüberwachung“ werden vor allem Fenster und Türen mit Kontakten ausgerüstet. Diese registrieren beispielsweise, ob jemand gewaltsam eine Tür öffnen will, oder ob sich jemand an einem Fenster zu schaffen macht. „Diese Form der Überwachung hat zwei wesentliche Vorteile“, heißt es in der Präventionsabteilung des Landeskriminalamts Baden-Württemberg. „Zum einen erfolgt die Alarmierung bereits, bevor Einbrecher eingedrungen sind. Zum anderen kann die Anlage auch bei Anwesenheit, zum Beispiel nachts, eingeschaltet werden.“ Aus diesem Grund sei die Außenhautüberwachung besonders für bewohnte Immobilien geeignet. „Wenn man sich und seine Familie schützen will, ist die Außenhautüberwachung das Beste, was man machen kann“, sagt BHE-Experte Endt. Allerdings, das räumt er ein, sei es letztlich eine Kostenfrage, ob ein Hausbesitzer diese Möglichkeit wähle. „Je mehr Fenster und Türen gesichert werden müssen, desto aufwändiger wird es.“

 

Zudem gibt es die vergleichsweise günstige Möglichkeit, sein Haus mit sogenannten „Fallen“ zu überwachen. Dabei handelt es sich beispielsweise um Bewegungsmelder, die meist mit Infrarotwellen arbeiten. Angebracht werden sie in den Bereichen, die ein Einbrecher im Gebäudeinneren mit hoher Wahrscheinlichkeit betreten wird. Sie schlagen erst Alarm, wenn der Täter bereits eingedrungen ist. Natürlich laufen auch die Bewohner des Hauses Gefahr, versehentlich selbst in die Falle zu tappen, wenn sie sich bei aktivierter Überwachung im Gebäude bewegen. „Fallen machen aber durchaus Sinn, wenn sie in selten bewohnten Gebäuden verbaut werden, etwa in Wochenendhäusern“, sagt BHE-Vorstandsmitglied Manfred Endt.

 

Geht der Alarm los, muss dies nicht zwangsläufig mit lautem Getöse verbunden sein. Denkbar sind beispielsweise auch „Stille Alarme“, die den Hausbesitzer oder den Wachdienst per SMS-Nachricht oder Handy-Anruf informierten.

 

 

Lärm schafft Sicherheit

 

Für viele Käufer von Alarmanlagen ist aber eben genau der Lärm, den das Gerät verursacht, das gewünschte Ziel: Der Täter soll durch optische und akustische Signale, etwa Blitzleuchten und Sirenen, gestört werden. Außerdem sollen Nachbarn durch den Krach darauf aufmerksam werden, dass in ihrem Umfeld etwas nicht in Ordnung ist. Dass jedoch die Polizei direkt durch das Auslösen einer Alarmanlage auf ein mögliches Verbrechen aufmerksam wird, etwa, weil rein zufällig ein Streifenwagen in der Nähe ist, kommt nur selten vor – laut einer aktuellen Auswertung des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen nur in 0,5 Prozent der Fälle. „Sinnvoll ist es daher, den Alarm immer zusätzlich per Fernalarm weiterzumelden“, rät die Polizei.

 

Dieser Service, die sogenannte Alarmaufschaltung, kostet in vielen Fällen weniger als einen Euro pro Tag. Manche Unternehmen werben mit Angeboten, die den Vertragsunterzeichner rund zehn Euro pro Monat kosten. Der Fernalarm erreicht dann ein Wach- oder Sicherheitsunternehmen. Augenblicklich wird dort der Eingang des Notsignals registriert, und die Firma leitet in die Wege, was zuvor vertraglich vereinbart wurde. So wird beispielsweise die Zentrale des Unternehmens zunächst versuchen, den Besitzer der Alarmanlage telefonisch zu erreichen. Gelingt dies nicht, fährt gegebenenfalls ein Team des Unternehmens zum Ursprungsort des Alarms, um zu überprüfen, ob sich tatsächlich ein Einbrecher am Gebäude zu schaffen gemacht hat.

 

Falschalarme sind dabei mehr als nur ärgerlich. Sie komplett auszuschließen sei jedoch kaum möglich. Entstehen können sie etwa durch falsch installierte Anlagenteile – oder durch Bedienungsfehler. „Durch häufige Fehlalarme, die zudem kostenpflichtig sein können, verliert die Einbruchmeldeanlage ihre Glaubwürdigkeit’“, warnt die Polizei. Als Folge könne es passieren, dass im Ernstfall keine Hilfe kommt. Zudem werde in der Praxis häufig beobachtet, dass wegen schlechter Erfahrungen mit Fehlalarmen eine gewisse Scheu entstehe, die Anlage überhaupt noch zu aktivieren. „Oftmals werden falschalarmträchtige Anlagen nicht mehr eingeschaltet, so dass die Investition vergeblich war.“

 

 

Gesichert ab 2000 Euro

 

Wie teuer der Einbau einer Alarmanlage letztlich wird, hängt von den Wünschen des Hausbesitzers ab – und obwohl es Möglichkeit staatlicher Förderung gibt, muss er mit Kosten im vierstelligen Bereich rechnen. Laut einer Musterrechnung des BHE schlägt der Einbau einer Alarmanlage in ein kleines Einfamilien-Reihenhaus mit etwa 2000 bis 2500 Euro zu Buche. Gesichert würden dabei die Haus- und Terrassentür, außerdem würden zwei bis drei Bewegungsmelder angebracht. „Nach oben sind die Grenzen dann fast offen“, sagt BHE-Experte Endt. Die Wartungskosten für eine Alarmanlage sind hingegen überschaubar: Einmal pro Jahr sollten die Geräte kontrolliert werden – hierfür fielen bei dem eben genannten Beispiel etwa Kosten von 100 bis 200 Euro an, so der BHE.

 

Auch Kriminellen ist bewusst, dass Hausbesitzer tief in die Tasche greifen müssen, um ihre Immobilie mit einer Alarmanlage auszurüsten. „Wenn Einbrecher die Alarmanlage sehen, wissen sie erst recht: Da ist etwas zu holen“, warnt Professor Thomas Feltes, Kriminologe an der Bochumer Ruhr-Universität. Meist sei es für Profis ein Leichtes, die Geräte lahmzulegen. Sirenen schäumen sie mit Bauschaum aus, und mit etwas technischem Sachverstand deaktivieren sie gleich die gesamte Elektronik. Helfen die Manipulationen nicht weiter, lösen erfahrene Einbrecher den Alarm mehrmals nacheinander gezielt aus – so lange, bis sich niemand mehr dafür interessiert. „Wenn man bedenkt, dass beim Otto-Normal-Verbraucher mit Ausnahme von Elektronik, Schmuck und etwas Bargeld gar nicht viel zu holen ist, lohnt sich die Anschaffung einer teuren Alarmanlage in den meisten Fällen gar nicht“, sagt Feltes. Er rät stattdessen zum Kauf von vergleichsweise günstigen Bewegungsmeldern, die mit einer Prepaid-Handykarte bestückt und einer Videokamera verknüpft werden. Sobald diese Melder auslösen, senden sie eine Nachricht auf das Smartphone des Hausbesitzers – und der kann den möglichen Eindringling über eine App beobachten. Ist es ein Einbrecher, ruft er die Polizei.

Sein Haus mit Alarmanlagen-Attrappen oder günstigen Modellen aus dem Baumarkt oder vom Discounter zu sichern, davon halten die meisten Experten nichts: Fachfirmen weigerten sich solche Geräte einzubauen, die Qualität ließe meist zu wünschen übrig und mangelnde Zuverlässigkeit erhöhe das Risiko von Falschalarmen. „Wer an seiner Alarmanlage spart“, sagt BHE-Fachmann Endt, „spart an der falschen Stelle.“

 

Autor Tobias Appelt für das SAFE HOME Magazin