Jede Sekunde zählt. Das gilt für Einbrecher genauso wie für diejenigen, die sich vor ihnen schützen wollen. Versucht ein Einbrecher die Haustür mit Stemmeisen oder Schraubenzieher aufzuhebeln und die Tür gibt nicht gleich nach, zieht er meist bereits weiter. Schließlich steigt mit jeder Sekunde die Gefahr erwischt zu werden. Aus diesem Grund sind auch mechanische Sicherungen, die das Aufhebeln erschweren, die erste Empfehlung von Sicherheitsexperten.
Genauso zählt für die Bewohner jede Sekunde. Denn wird ein Einbruch nicht sofort erkannt, ist der Eindringlich schon wieder weg, bevor Sie etwas unternehmen können. „Normal brauchen Einbrecher nicht mehr als 5 bis 10 Minuten für einen Einbruch“, erklärt Sebastian Brose von der VdS Schadenverhütung GmbH, der wichtigsten Zertifizierungsstelle für Sicherheitsprodukte in Deutschland. Brose ist in ständigem Kontakt mit der Polizei und weiß als Abteilungsleiter Produktmanagement und stellvertretender Leiter der Zertifizierungsstelle bestens über die Tricks der Einbrecher Bescheid. Elektronische Sicherungen müssen also schnell und zuverlässig Einbrüche registrieren.
Eindringlinge erkennen
Für das Sichern der Haustür sind Öffnungssensoren am weitesten verbreitet. Besonders häufig kommen Modelle zum Einsatz, die mit Magneten arbeiten und an der Tür sowie am Rahmen montiert werden. Diese Sensoren erhalten Sie für die meisten Alarmanlagen und Smart-Home-Systeme.
Eine andere Möglichkeit sind Erschütterungssensoren, die an der Tür montiert werden. Sie schlagen schon bei Einbruchsversuchen Alarm. Es besteht jedoch hier die Gefahr, dass ein Klopfen an der Tür bereits einen Alarm auslöst. Man sollte sie deshalb mit Bedacht einsetzen und die Sensibilität des Erschütterungssensors vorsichtig einstellen. Solche
Erschütterungssensoren gibt es beispielsweise für die Sicherheitssystem von Somfy, Abus, Gigaset und Lupus.
Einbrüchen vorbeugen
Noch besser ist es natürlich, wenn Einbrüche schon im Vorfeld verhindert werden. Bei der Haustür kann bereits ein Bewegungsmelder helfen, der das Licht einschaltet, sobald er eine Bewegung erkennt. So kann sich der Einbrecher nicht unbeobachtet an der Haustür zu schaffen machen. Bei einer oft nicht einsehbar gelegenen Terrassentür sei ein Bewegungsmelder hingegen eher kontraproduktiv, erklärt Brose vom VdS: „So hilft man dem Einbrecher oft sogar noch bei der Arbeit, weil er keine Taschenlampe mehr halten muss.“
Besonders sicher sind Kombinationen aus Bewegungsmelder, Licht und Überwachungskamera. Wenn bei einer Bewegung das Licht angeht, blickt der Einbrecher in aller Regel zur Lichtquelle und damit zur Kamera. Der Eindringling weißt damit, dass er entdeckt und aufgenommen wurde und sucht vielleicht bereits das Weite.
Solche Außenüberwachungskameras mit Licht erhalten Sie beispielsweise von Netatmo, Bosch, Ring und Somfy. Zum Teil besitzen sie zusätzlich einen Lautsprecher. So können Sie den Einbrecher vom Smartphone aus direkt ansprechen und ihn beispielweise warnen: „Lieber Einbrecher, Sie wurden auf frischer Tat ertappt. Wenn Sie nicht sofort das Grundstück verlassen, werde ich die Polizei rufen.“ Und nicht nur das. Bei der Somfy Außenkamera sind Sie ebenfalls in der Lage, die integrierte Sirene per Smartphone auszulösen, um den Einbrecher zu vertreiben.
Nie mehr den Hausschlüssel verlieren
Besonders leichtes Spiel hat der Einbrecher, wenn er die Haustürschlüssel besitzt. Aus diesem Grund ist es ratsam, das Schloss zu wechseln, wenn die Schlüssel verlorengehen oder sie gestohlen werden.
Es gibt jedoch auch Lösungen, wo Sie sich nicht mehr groß um abhanden gekommene Schlüssel kümmern müssen. Eine Möglichkeit besteht darin, den Finger als Schlüssel zu verwenden. Ein Fingerprint-Sensor erkannt dann, ob eine berechtigte Person die Tür aufsperren will. Aber Vorsicht: „Man sollte auf kein Schnäppchen-Angebot setzen“, erklärt Brose vom VdS: „Bei günstigeren Fingerpint-Sensoren kann es vorkommen, dass Finger nur schwer erkannt werden, sodass man mehrere Versuche braucht, um die Tür aufzuschließen. Andere Modelle umgehen dieses Problem, indem sie bei der Erkennung nicht so strikt sind. Das macht jedoch wiederum das Überlisten des Fingerprint-Sensors einfacher.“
Eine andere schlüssellose Zutrittslösung besteht in einer PIN-Tastatur, worüber Sie über die Eingabe eines PINs die Tür öffnen. Einfacher zu nutzen, ist in vielen Fällen ein Chip-Anhänger für den Schlüsselbund oder eine Chip-Karte. Zum Aufsperren bringen Sie sie einfach in die Nähe des Lesegeräts an der Tür. Im Gegensatz zur PIN-Tastatur brauchen Sie jedoch hier mehrere Chip- Anhänger bzw. -Karten. Mehrere Exemplare benötigen Sie auch, wenn Sie Fernbedienungen verwenden, mit denen Sie per Tastendruck die Tür aufsperren.
Das Smartphone als Schlüsselersatz
In letzter Zeit wird darüber hinaus das Smartphone als virtueller Schlüssel immer beliebter. Dafür installieren Sie einfach die App der Zutrittslösung auf dem Smart- phone. Der Vorteil beim Smartphone ist, dass Sie keine weiteren Geräte wie Fernbedienung oder Schlüsselanhänger brauchen. Außerdem können Sie Zugangsberechtigung online erteilen. Sie müssen also keinen Schlüssel oder eine Chip-Karte persönlich übergeben, sondern senden per App eine Einladung an den betreffenden Freund oder Bekannten. Über die Einladung installiert er die App auf seinem Smartphone und kann, wenn er das erste Mal für Ihrer Haustür steht, die Tür bereits öffnen. Manch ein Gastgeber benutzt diese Möglichkeit bereits bei Airbnb, um Gäste in die Wohnung Haus zu lassen, ohne vor Ort zu sein.
Wer will, kann bei diesen App-Lösungen auch festlegen, dass sich die Haustür ganz ohne Ihr Zutun öffnet. Dafür wird der Standort des Smartphones ausgewertet. Nähern Sie sich der Tür, sperrt sie sich automatisch auf, ohne dass Sie Taschen abstellen oder nach Schlüsseln suchen müssen.
Egal für welche der schlüssellosen Zutrittslösungen Sie sich entscheiden, Sie haben grundsätzlich ähnliche Möglichkeiten. Sie können für jeden Finger, Chip-Anhänger und jedes Smartphone den Zutritt zeitlich beschränken. Das ist etwa praktisch, wenn der Nachbar während des Urlaubs die Blumen gießen soll oder für eine Putzhilfe, die nur zu bestimmten Zeiten ins Haus gelangen soll. Und falls Sie Chip-Anhänger, Fernbedienung oder Smartphone verlieren, können Sie unkompliziert die Zugangsberechtigung entziehen.
Intelligente Türschlösser einfach nachrüsten
Nach der Entscheidung, wie zutrittsberechtigte Personen erkannt werden, können Sie sich darum kümmern, wie sich die Tür letztendlich öffnen soll. Im Nachrüstbereich kommen hier besonders häufig sogenannte Smart Locks zum Einsatz, beispielsweise von eQ-3, Nuki, Danalock oder Yale. Sie werden an der Türinnenseite befestigt, wo ihr Motor den Türzylinder dreht. Sie können dadurch die Tür komplett verschließen und aufsperren, aber auf Wunsch auch nur die Falle einziehen. Genauso können Sie festlegen, dass die Tür nach dem Schließen automatisch zugesperrt wird.
Besonders einfach sind die Smart Locks von Nuki und eQ-3 zu montieren. Sie werden einfach auf dem Schließzylinder mit eingestecktem Schlüssel platziert. Bei anderen Smart Locks ist es zum Teil nötig, den Schließzylinder zu wechseln. Wichtig ist dabei: Wenn Sie den vorhandenen Schließzylinder mit dem Smart Lock weiterverwenden, sollten Sie darauf achten, dass der Zylinder eine sogenannten Not- und Gefahrenfunktion besitzt. Das bedeutet, dass sich die Tür weiter mit dem Schlüssel von außen aufsperren lässt, wenn an der Innenseite der Schlüssel steckt.
Gemeinsam haben die meisten Smart Locks, dass sie auf Batterien für die Stromversorgung setzen. So sind keinerlei Kabel für die Installation nötig. Die Verbindung zum Smartphone stellen Smart Locks normal über eine sichere Bluetooth-Verbindung her. Standard ist jedoch nicht, dass sich das Smart Lock auch aus der Ferne öffnen lässt. Das ist beispielsweise hilfreich, wenn ein Freund vor der Tür steht und Sie ihn von unterwegs ins Haus lassen wollen. Dafür brauchen Sie meist eine zusätzliche Zentrale (auch Bridge, Hub, Gateway oder Access Point genannt), die das Smart Lock mit dem Router und damit dem Internet verbindet.
Perfekt integriert
Zu beachten ist bei Smart Locks, dass Sie nur eine wirkliche Lösung sind, wenn sich die Tür leicht öffnet lässt. Bei einer verzogenen Tür reicht häufig die Kraft des Motors nicht aus. In diesem Fall ist ein Schloss sinnvoller, das Sie selbst mit der Hand aufdrehen können. Eine solche Lösung bietet beispielsweise Burg Wächter mit seinen elektronischen Türschlössern. Sie sind in verschiedenen Versionen erhältlich, sodass Sie entscheiden können, ob Sie den Knauf per PIN-Code, Fingerprint-Sensor, Fernbedienung oder Smartphone entriegeln möchten. Nach dem Entriegeln sperren Sie die Tür einfach durch Drehen des Knaufs auf. Die Montage ist unkompliziert, da die elek-tronischen Türschlösser anstatt des vorhandenen Schließzylinders eingebaut werden.
Die optimale Lösung besteht natürlich darin, wenn die smarte Technik zum Öffnen bereits in die Tür integriert ist. Dann ist von der Technik nichts zu sehen. Und so ist zum Teil nicht einmal ein (oft hörbarer) Motor nötig. Das Auf- und Zusperren erfolgt in diesem Fall über den Beschlag. Solche integrierte Öffnungslösungen bieten viele Hersteller optional
für ihre Türen an, zum Beispiel Schüco, Weru und Hörmann.
Gegensprechanlagen vernetzen
Die einfachste Form einer in die Tür integrierten Öffnungslösung besteht im elektrischen Türöffner, oft auch nur Summer genannt. So lässt sich über die Innenstation der Gegensprechanlage per Tastendruck die Tür öffnen. Das Öffnen funktioniert jedoch bei gewöhnlichen Türen nur, wenn die Tür nicht abgeschlossen ist. Das ist meist der Fall, wenn jemand daheim ist.
Anders sieht es bei Mehrfamilien- bzw. Mietshäusern aus. Hier sind die Haustüren meist auch bei Abwesenheit nicht verschlossen. Darum macht es oft auch nur hier Sinn, die Gegensprechanlage zu vernetzen, um den elektrischen Türöffner aus der Ferne zu betätigen.
Das Vernetzen einer vorhandenen Gegensprechanlage ermöglichen beispielsweise Nello und Nuki. Ihre Lösungen werden mit der Innenstation verbunden, sodass Sie den elektrischen Türöffner per Smartphone auslösen können.
Es gibt auch Türsprechanlagen, die den Fernzugriff bereits ab Werk mitbringen, zum Beispiel von Doorbird, Siedle, Elcom, Busch-Jaeger oder Gira. Hier ist es ebenfalls möglich, mit der Person vor der Haustür per Smartphone zu sprechen. Mit solch exklusiven Lösungen können Sie Ihr Türkommunikations-System oft auch individuell zusammenzustellen. Bei Gira haben Sie beispielsweise die Wahl zwischen verschiedenen Innen- und Außenstation, die auf Wunsch auch Kamera und Display mitbringen. So sehen Sie, wer vor der Tür steht, bevor Sie sie öffnen. Und wenn Sie die Videostation mit dem Internet verbinden, sehen Sie das Videobild auch auf dem Smartphone. Eine rundem smarten Zutrittslösung erhalten Sie, wenn Sie die Gira-Außenstation zusätzlich mit einer PIN-Tastatur oder einem Fingerprint-Sensor kombinieren.
Die Türklingel wird smart
Außer solchen vom Fachmann installieren Lösungen gibt es auch vernetzte Türklingeln zur Selbstmontage, zum Beispiel von Ring, Google Nest und Arlo. Sie sind häufig einfacher aufgebaut und bestehen nur in einer Außenstation, welche die vorhandene Türklingel ersetzt. Den elektrischen Türöffner zu betätigen, ist mit ihnen meist nicht möglich und es lassen sich auch keine schlüssellosen Zutrittssysteme wie etwa einen Fingerprint-Sensor integrieren. Dafür erhält man solche Lösungen bereits ab 100 Euro. Drückt jemand auf einer dieser vernetzten Video-Türklingeln, erhalten Sie eine Benachrichtigung auf Ihr Smartphone und können mit der Person vor der Haustür sprechen. Um auch die Tür zu öffnen, bietet sich die Kombination mit einem Smart Lock an.
Eine besondere Form einer Videotürklingel kommt vom Amazon-Tochterunternehmen Ring. Die Door View Cam ist für die Montage am Türspion gedacht. So lassen sich auch Wohnungstüren einfach mit einer Videoüberwachung und einer vernetzten Türklingel ausstatten.
Die Tür reagiert auf Sprachbefehle
Bei den Videotürklingeln von Ring haben Sie auch den Vorteil, dass sie nahtlos mit den Sprachlautsprechern von Amazon zusammenarbeiten. Genauso ist es bei der Videotürklingel Google Nest Hello, die sich mit Sprachlautsprechern von Google bestens verstehen.
So benachrichtigen die Sprachlautsprecher die Bewohner, wenn jemand auf die vernetzten Türklingeln drückt. Besonders komfortabel ist das Zusammenspiel mit Sprachlautsprechern, die zusätzlich einen Bildschirm besitzen, wie beispielsweise dem Amazon Echo Show und dem Google Nest Hub. Mit ihnen können Sie ebenfalls sehen, wer vor der Tür steht, mit der Person sprechen und über ein verbundenes Smart Lock sogar die Tür per Sprachbefehl öffnen.
Wer auf solch vernetzte Lösungen setzt, braucht keinen Schlüssel oder eine Innenstation mehr. Nur noch eine stabile Internet- und WLAN-Verbindung, damit all die smarte Technik auch zuverlässig funktioniert.