Bild: Dekra
Unverhofft kommt oft! In den eigenen vier Wänden fühlen wir uns sicher, doch gerade hier passieren die meisten Unfälle. Wir verraten Ihnen, wie Sie das Gefahrenpotenzial im Eigenheim minimieren können.
Ihr Zuhause ist ein gefährlicher Ort. Denn nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes verletzten sich im Jahr 2015 rund 3,2 Millionen Menschen in Deutschland bei Haushaltsunfällen. Für 9.818 Menschen endete der Unfall im Haus sogar tödlich. Die Unfallgefahr ist dort wesentlich höher als im Straßenverkehr, wo im gleichen Jahr 3.578 Menschen bei Unfällen ums Leben kamen.
Die hohen Todeszahlen und die zahlreichen Verletzungen bei Haushaltsunfällen sind zum Großteil eine Folge von Unachtsamkeit und Hektik. Ihr Eigenheim ist gefühlt der sicherste Ort der Welt. Sie kennen sich aus, jede Ecke ist vertraut und jeder Handgriff routiniert. Das Fatale daran: Konzentration und Vorsicht lassen nach. Und schon ist es passiert! Sie stürzen, bekommen einen Stromschlag, verbrühen oder schneiden sich. Im vermeintlich sicheren Zuhause lauern überall Gefahren. Doch keine Sorge, mit nur wenigen Präventivmaßnahmen lässt sich die Gefahr verringern. Welche das sind und wie Sie sich damit vor Unfällen schützen – wir haben die Antwort.
Unfallursache Nummer 1: Stürze
Mehr als 85 Prozent aller Haushaltsunfälle sind Stürze – wie etwa beim Fensterputzen oder Treppensteigen. Auch herumliegende Kabel oder hochstehende Ecken und Kanten von Matten, Teppichen und Läufern sind tückische Stolperfallen und werden oftmals unterschätzt. Der Klassiker ist der Sturz von einer wackeligen Leiter oder einem Stuhl, beispielsweise beim Aufhängen von Gardinen oder dem Reinigen von Hängeschränken. Mögliche Folgen sind Knochenbrüche, Verstauchungen, Bänderrisse oder Prellungen. Doch, wenn man ein paar Dinge beachtet, lassen sich schmerzhafte Stürze durchaus vermeiden.
So können Sie sich vor Stürzen schützen:
» Versehen Sie Teppiche immer mit einer rutschfesten Unterlage und befestigen Sie hochstehende Ecken mit einem beidseitig klebenden Teppich-Klebeband.
» Überprüfen Sie Scharniere, Spreizsicherungen sowie Gummi- oder Plastikfüße von Aluminiumleitern regelmäßig auf Sicherheitsmängel.
» Tragen Sie geschlossene Schuhe mit rutschfester Profilsohle aus Gummi oder Leder.
» Teppichfliesen (bei Holzstufen) oder Gummistreifen (bei Steinstufen) sichern rutschige Treppenstufen.
» Verlegen Sie Kabel an die Wand, besorgen Sie notfalls entsprechende Verlängerungen.
Gefahr durch den Teppich: Läufer und freiliegende Teppiche sind Stolperfallen. Tipp: Fixieren Sie die Ecken mit Doppelklebeband.
Vorsicht heiß! Verbrühungen und Verbrennungen
Die Küche gilt als größte Gefahrenzone im Haus. Und damit ist nicht etwa ein eingefallenes Soufles gemeint. Beim Kochen kann heißes Wasser oder Fett schnell zu Verbrühungen oder Verbrennungen führen. Häufige Unfallquellen sind in der Küche der Herd und Backofen sowie heiße Töpfe, Wasserkocher oder Fritteusen, von denen schon mal das Netzkabel herunterhängen kann. Eine Verbrühung oder Verbrennung ist nicht nur äußerst schmerzhaft, das Gewebe nimmt auch großen Schaden. Dieser ist jedoch umso geringer, wenn schnell die richtigen Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet werden. Noch besser ist es natürlich, wenn nichts passiert.
So können Sie sich vor Verbrühungen und Verbrennungen schützen:
» Um Ihre Hände vor der Hitze zu schützen, tragen Sie möglichst hitzebeständige Ofenhandschuhe oder verwenden Sie Topflappen.
» Heißer Dampf kann die Haut schwer verletzen. Töpfe oder der Wasserkocher sollten deshalb so geöffnet werden, dass der Deckel vom Körper und vor allem vom Gesicht abgewendet ist.
» Die elektrische Zuleitung von Wasserkocher, Kaffeemaschine, Fritteuse & Co. sollte nicht zu greifen sein – vor allem nicht von Kindern.
» Töpfe und Pfannen immer mit dem Griff nach hinten auf den Herd stellen und bevorzugt hintere Kochfelder benutzen.
» Brennendes Fett in der Pfanne nie mit Wasser, immer nur mit Deckel ersticken.
» Gefäße mit heißer Flüssigkeit wie Kaffee, Tee oder Suppe immer weit entfernt vom Tischrand abstellen.
Lecker, aber nicht ungefährlich: Flambieren. Experten raten in jedem Fall dazu, immer Ofenhandschuhe griffbereit zu haben.
Auf Messers Schneide: Schnittwunden
Allesschneider, Messer oder Dosenöffner gehören zum Alltag in der Küche. Sie können aber auch gefährliche Schnittverletzungen verursachen. Beim Gemüseschneiden kann das Messer schnell abrutschen. Oder Sie greifen beim Ausräumen der Spülmaschine in einen spitzen oder scharfen Gegenstand. Spült man scharfe Messer von Hand, ist auf jeden Fall Vorsicht geboten. Eine unterschätzte Gefahr sind besonders die Klingen von Mixern oder sonstigen Küchenhelfern, die zum Zerkleinern dienen. Diese sind oftmals extrem scharf. Außerdem ziehen sich viele Menschen Schnittwunden zu, wenn sie zerbrochenes Glas mit bloßen Händen aufsammeln.
So können Sie sich vor Schnitten schützen:
» Für jede Schneidearbeit und für jedes Schneidgut gibt es passende Messer (Klingenform und Schneide). Im Allgemeinen gilt: Je feiner das Schneidgut, desto kleiner das Messer. Verwenden Sie Messer nur gemäß ihrer Bestimmung.
» Ein feuchtes, unter das Schneidbrett gelegtes Geschirrhandtuch sorgt dafür, dass nichts wegrutscht.
» Schärfen Sie stumpfe Messer umgehend, sonst kostet die Schneidearbeit zu viel Kraft. Das Verletzungsrisiko steigt ebenfalls, denn mit einem stumpfen Messer rutschen Sie leichter ab.
» Kehren Sie zerbrochenes Glas am besten mit Besen, Kehrschaufel und Handfeger auf. Kleine Splitter entfernt der Staubsauger. Greifen Sie nicht zum Lappen: Selbst winzige Glassplitter verursachen schmerzhafte Schnittverletzungen.
» Geschirrspülmaschine: Stellen Sie Messer und Gabeln mit der Spitze nach unten in den Besteckkorb.
Ordnung hilft: Ein Messerblock sorgt nicht nur dafür, dass Messer griffbereit sind, er schützt auch vor Schnittwunden. Bild: Justinus
Unter Spannung: Stromschläge
Der Haushalt birgt viele Gefahrenquellen für einen Stromunfall. Die Benutzung kaputter Elektrogeräte, beispielsweise bei fehlender Isolierung am Netzkabel, und das Hantieren an elektrischen Leitungen ohne entsprechenden Meisterbrief der Elektrikerinnung, können zu einem elektrischen Schlag führen. Stark gefährdet sind Kleinkinder, die in der Nähe ungesicherter Steckdosen spielen. Ein Stromschlag ist zwar nicht häufig, aber dafür umso gefährlicher. Er kann die Atemmuskulatur lähmen und zu Herzrhythmusstörungen führen.
So können Sie sich vor einem Stromschlag schützen:
» Achten Sie beim Kauf elektrischer Geräte auf Sicherheits- und Prüfzeichen. Die bekanntesten Zeichen sind das CE-, GSund VDE-Zeichen.
» Ziehen Sie vor dem Reinigen eines elektrischen Gerätes den Netzstecker.
» Lassen Sie einen FI-Schutzschalter installieren.
» Überlassen Sie Installationen neuer und Reparaturen alter Geräte Fachleuten. Wer selbst Hand anlegt, riskiert einen Unfall und setzt mögliche Garantieansprüche aufs Spiel.
»PRAXISTIPP Stabile Leiter
Für die meisten Haushaltsarbeiten reicht eine Leiter mit drei oder vier Stufen aus. Achten Sie auf das GS-Zeichen (steht für „Geprüfte Sicherheit“). Weitere Merkmale einer stabilen und sicheren Leiter sind breite Tritte mit rutschfester Riffelung und Sicherheitsbügel.
»PRAXISTIPP Hitzebeständige Ofenhandschuhe
Ofenhandschuhe aus Leder sind besonders robust und extrem hitzebeständig bis 250 °C. Ein Ofenhandschuh aus Baumwolle schützt Sie nur bis etwa 200 °C, aber er hat den Vorteil, dass er waschmaschinenfest ist. Das Material Silikon verbindet die Vorteile von Leder und Baumwolle bei einem gleichzeitig günstigen Preis: Es ist abwaschbar und hitzebeständig bis 220 °C.