Warum noch eine Alarmanlage? Anbieter von Smart-Home- Systemen werben damit, dass auch ihre Lösungen Einbrecher in die Flucht schlagen. Gelingt das wirklich?

Komfort steigern, Energie sparen und die Sicherheit erhöhen: Wer in Smart- Home-Technik investiert, dem geht es meist darum. Das zeigt unter andrem die Smart-Home-Studie des Branchenverbands Bitkom vom Oktober 2021. Mit 69 Prozent rangiert die Sicherheit dabei auf dem zweiten Platz. Nur „Mehr Komfort und Lebensqualität“ wird von Smart- Home-Nutzern noch häufiger als Grund für die Anschaffung der intelligenten Technik genannt (78 Prozent).           

Doch was ist überhaupt ein Smart-Home? Grundsätzlich sind in einem Smart-Home alle technischen Geräte miteinander verbunden: zum Beispiel Beleuchtung, Rollläden, Heizung, Musik-Anlage und Fernseher. Dadurch kann ein Tastendruck auf einen Wandschalter bewirken, dass die Rollläden nach unten fahren, die Beleuchtung gedimmt wird oder die Musik-Anlage die Wiedergabe startet. Wer das Haus lieber von seinem Platz steuern will, kann auch zum Smartphone greifen oder einen Befehl an einen Sprachlautsprecher wie Amazon Echo schicken.     

Der größte Nutzen eines Smart-Homes stellt sich jedoch oft dann ein, wenn Dinge selbständig ablaufen. Wenn die Heizung selbständig weiß, wann sie auf welche Temperatur heizen soll. Oder wenn die Beleuchtung passend zur Tageszeit für die optimale Lichtstimmung sorgt. Diese Automationen können die Bewohner selbst definieren oder ein Expert übernimmt es für sie

. DAS ZUHAUSE WIRD ZUM SMART-HOME

Diese Eigenschaften eines Smart-Homes helfen auch beim Schutz des Zuhauses. Wie das genau aussieht, lässt sich an einem unvernetzten Haus nachvollziehen,das in ein Smart-Home verwandelt werden soll. Unser Beispielhaus besitzt in allen Räumen Lichtschalter für die Beleuchtung. Die Heizung regeln die Bewohner über Drehregler an den Heizkörpern. Außerdem existieren in allen Räumen elektrische Rollläden, die sich über Wandschalter bedienen lassen.

Um die Rollläden ins Smart-Home zu integrieren, werden hinter den Schaltern smarte Funk-Module eingebaut. Diese Funk-Module wie auch alle an anderen Komponenten im Smart-Home kommunizieren mit der Smart-Home-Zentrale. Sie ist per Netzwerk-Kabel an den Internet- Router angeschlossen und verbindet so die Smart-Home-Komponenten mit dem Internet und dem Smartphone. Die Zentrale beherbergt zudem die Intelligenz des Smart-Homes und kümmert sich darum, dass die Automationen ausgeführt werden.

 Auf eine ähnliche Weise wie die Rollläden wird ebenfalls die Beleuchtung vernetzt. Auch hier werden zur Integration ins Smart-Home Funkmodule hinter den Schaltern eingebaut. Zusätzlich befestigen die Bewohner Funktaster neben dem Bett im Schlafzimmer und im Bad neben der Badewanne. Sie arbeiten mit Batterien und sind komplett kabellos. Für die Montage braucht es nicht einmal Schrauben, denn sie lassen sich über doppelseitiges Klebeband befestigen. Dadurch können die Bewohner von der Badewanne und vom Bett aus das Licht steuern.

 Im Bad und im Schlafzimmer sind die Funktaster mit Funk-LED-Lampen verbunden, die in Helligkeit und Farbe veränderbar sind. Dadurch lassen sich beispielsweise besondere Lichtstimmung zum Entspannen kreieren. Die Funk-Lampen werden einfach anstatt der gewöhnlichen Birnen in die Fassung geschraubt. In den Fluren kommen zusätzlich Bewegungsmelder zum Einsatz, die das Licht automatisch einschalten, wenn jemand den Flur betritt.

 NACHTRÄGLICHE INSTALLATION OHNE STAUB UND DRECK

Um die Heizkörper ins Smart-Home zu integrieren, kommen smarte Heizkörperthermostate zum Einsatz. Sie werden anstatt der vorhandenen Drehregler montiert und ändern die Heiztemperatur über einen Antrieb, der auf das Heizkörperventil drückt. Damit sich die Heizung bei einem offenen Fenster automatisch herunterregelt, befindet sich an den Fenstern zusätzlich Öffnungssensoren. Wie die Bewegungsmelder und die Taster lassen sie sich über ein doppelseitiges Klebeband oder Schrauben befestigen.

 Bei den Rauchwarnmelder haben sich die Bewohner ebenfalls für vernetzte Modelle entschieden. Auch sie arbeiten mit Funk und Batterien, sodass sie sich genauso unkompliziert wie die anderen Funk-Komponenten montieren lassen. Zum Musikhören haben sich die Bewohner im Wohness-Bereich, den Schlafzimmern und im Bad für WLAN-Lautsprecher entschieden. Auch sie sind ins Smart-Home-System integriert, sodass sie die Musikwiedergabe über einen Wandschalter starten können.

 Beststandteil des Smart-Homes ist außerdem ein intelligentes Türschloss an der Haustür. Dadurch können die Bewohner die Haustür per Smartphone aufsperren. Nicht nur wenn sie selbst vor der Haustür stehen, sondern auch wenn sie Gäste ins Haus lassen wollen und sie nicht zu Hause sind. Neben der Haustür befindet sich ein weiterer Funktaster. Über ihn können die Bewohner beim Verlassen des Hauses alle Geräte ausschalten.

DAS SMART-HOME ALS ALARMANLAGE NUTZEN

 Mit dieser Smart-Home-Ausstattung lässt sich bereits eine Alarmanlage aufbauen, ohne dass extra Komponenten notwendig sind. Die Fensterkontakte und die Bewegungsmelder können Einbrüche erkennen, wenn keiner daheim ist. Sollte es zu einem Einbruch kommen, erhalten die Bewohner eine Benachrichtigung aufs Smartphone und im Haus wird ein Alarm ausgelöst. Dadurch beginnen alle Rauchmelder zu heulen und die WLAN-Lautsprecher geben einen Alarm-Ton aus. Gleichzeitig blinkt die Beleuchtung im gesamten Haus, die vernetzten LED-Lampen sogar in Rot. Die Rollläden fahren ebenfalls überall nach oben, um die Eindringlinge zu enttarnen.

 Zum Scharfschalten des Sicherheitssystem Alarmanlage nutzen die Bewohner den Funktaster neben der Haustür, der bereits alle Geräte ausschaltet. Beim Scharfschalten wird gleichzeitig geprüft, ob alle Fenster geschlossen sind. Sind noch Fenster offen, wird eine Benachrichtigung aufs Smartphone geschickt. Um die Alarmanlage zu deaktivieren, reicht es, die Haustür über das Smart Lock aufzusperren.

 Bei der Alarmanlage nutzen die Bewohner zwei Modi. Der Vollschutz kommt zum Einsatz, wenn alle das Haus verlassen haben. Dann überwachen Bewegungsmelder und Tür-/Fensterkontakte das Haus. Beim Hüllschutz sind dagegen nur die Sensoren der Gebäudehülle aktiv, sprich die Öffnungssensoren an Fenster und Türen. So können sich die Bewohner weiterhin im Haus bewegen, ohne einen Alarm auszulösen. Die Bewohner nutzen den Hüllschutz, um das Zuhause während der Nacht zu sichern.

 Dieser Alarmmodus lässt sich unter anderem über den Funktaster neben dem Bett scharfschalten. Deaktiviert wird er automatisch morgens um 7 Uhr. Der Funktaster neben dem Bett kann auch einen Panik-Alarm auslösen. Bei verdächtigen Geräuschen im Haus lässt sich so per Tastendruck das Licht im gesamten Haus einschalten und laut Musik über die WLAN-Lautsprecher abspielen, um mögliche Einbrecher zu vertreiben.

EINBRÜCHE IM VORFELD VERHINDERN

Damit es gar nicht erst zu keinem Einbruch kommt, kann ein Smart-Home auch Anwesenheit simulieren, während keiner daheim ist. Dadurch setzte sich wie gewohnt die Rollläden morgens und abends in Gang, die Beleuchtung schaltet sich zufällig ein und aus, und die WLAN-Lautsprecher geben Musik und Alltagsgeräusche von Staubsauger, Stimmen oder Hundegebell wieder. Manche Systeme zeichnen sogar das Verhalten des Smart-Homes über einen bestimmten Zeitraum auf und spielen es bei Abwesenheit ab. Wieder andere Systeme reagieren bei der Anwesenheitssimulation auf vordefinierte Aktionen. Klingelt beispielsweise jemand an der Tür, geht das Licht im Haus an und die WLAN-Lautsprecher geben Hundegebell aus.

 Das macht es für Einbrechern so gut wie unmöglich herauszufinden, ob jemand daheim ist. Und selbst wenn sie der Anwesenheitssimulation nicht ganz trauen, ziehen die Kriminellen im Zweifelsfall lieber weiter. In der Nachbarschaft befindet sich – so grausam es klingen mag – sicher ein Haus, das schlechter geschützt ist.

UMFASSENDER SCHUTZ

Wem der Schutz durch die ohnehin vorhandene Smart-Home-Technik nicht ausreicht, kann sie um spezielle Sicherheitskomponenten erweitern. Es lassen sich etwa Alarmsirenen hinzufügen. Sinnvoll sind ebenfalls Überwachungskameras. Mit ihnen haben die Bewohner jederzeit ihr Zuhause im Blick. Und falls eine Rauchwarnung auf dem Smartphone eingeht, zeigt ein Blick aufs Smartphone, was daheim los ist und ob es sich nur um einen Fehlalarm handelt. Nicht zuletzt helfen die Kameras beim Überführen von Einbrechern, da sie die Aufnahme automatisch starten, wenn das Smart-Home- System einen Einbruch registriert. Je nach System sind weitere Sicherheitskomponenten erhältlich; zum Beispiel Erschütterungssensoren, die bereits erkennen, wenn jemand versucht das Fenster aufzuhebeln. Auch Wassermelder, die man bei Waschmaschine oder im Bad platziert, gibt es für viele Smart- Home-Systeme. Grundsätzlich gibt es kaum Sicherheitskomponenten, die Alarmanlagen vorbehalten sind und nicht auch für Smart-Home-Lösungen existieren.

 Wo jedoch hochwertige Alarmanlagen ihren Vorteil ausspielen, ist beim Schutz vor Manipulation. Sie machen es dem Einbrecher besonders schwer, die Alarmanlage außer Gefecht zu setzen (siehe auch Info-Box „Alarmanlage oder Smart-Home-System?“). Doch wenn es bei Smart-Home-Systemen solch ausgeklügelte Abwehrmechanismen mit Anwesenheitssimu- lation und Alarmierung gibt, können viele auf das letzte Quäntchen Sicherheit verzichten.